Page 107 - „Helft-uns-helfen!“

Allein in der Küppelsmühle konnten mehr als 300 verwundete Soldaten untergebracht werden. In den heute als Einzelzimmer genutzten kleinen Zimmern lagen vier Kranke in je zwei Doppelstockbetten.156
Es ist anzunehmen, dass im Bad Orber Reservelazarett, das sich auf mehrere Häuser verteilte, ins- gesamt etwa 600 bis 700 Verletz- te betreut wurden.157 1943 wa- ren die Reservelazarette in Bad Orb mit Schwesternhelferinnen überbesetzt. Einige junge Frauen wurden deshalb in andere Re- servelazarette versetzt, andere erhielten zwei- bis dreiwöchigen „Ernteurlaub“, um ihren Familien bei der Kartoffelernte zu helfen.
1944 gab es einen Flugzeugan- griff auf das Lazarett in der ehe- maligen Kinderheilanstalt, den Jürgen Blumenthal wie folgt be- schreibt:
„Augenzeugen berichten, dass die Kinderheilanstalt im letzten Kriegsjahr sogar Ziel eines alliierten Flugzeugangriffs geworden ist. Obwohl sie durch die Kennzeichnung des Daches mit einem Roten Kreuz auf weißem Grund als Lazarett zu identifizieren war, kam es zu ei- nem Beschuss mit mehreren Maschinengewehrsalven. Ob ein im Garten des Spessart- Sanatoriums gefundener Blindgänger von einem gezielten Bombenangriff stammte, lässt sich heute nicht mehr klären. Im Zusammenhang mit der Zerstörung eines Hauses in der Enggasse und dem Tod seiner Bewohner könnte es sich auch um eine verirrte Flieger- bombe gehandelt haben. Der Grund des gezielten Angriffs auf das Lazarett war vermutlich dadurch gegeben, dass die arbeitsfähigen Lazarettinsassen mit der Fertigung von Waf- fenteilen beschäftigt wurden. Hiervon hatten die Alliierten wohl durch Spionagetätigkeit von Kriegsgefangenen bzw. Zwangsarbeitern, die in Bad Orb einen versteckten Sender betrieben, Kenntnis erhalten.“158
✚ Das Sanatorium Küp- pelsmühle, das später als Lazarett genutzt wurde, und das Hotel „Annenhof“ in Bad Orb auf einer Ansichtskarte von 1936 (Foto: Archiv des DRK-Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern)
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