Page 131 - „Helft-uns-helfen!“

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finanziellen Engpässen und als Konsequenz daraus zu einem straffen Sparprogramm: Die Dienststellen sollten ihre Ferngespräche und ihre Reisen auf das Nötigste einschränken und selbst den Papierverbrauch durch „Verwendung von Postkarten, halben Bogen und Beschreiben der Rückseite verringern.“204
1940 wurde wieder unter dem Zeichen des Deutschen Roten Kreuzes für das Winterhilfswerk gesammelt und mit 220 Millionen Reichsmark ein weltweiter Rotkreuzrekord erzielt.205 Allerdings erhielt das Rote Kreuz lediglich ein Drittel des Erlöses, den Rest strichen NS- Organisationen ein. Die Spender erhielten Kriegsspielzeug aus Plastik oder Anstecker. Hitlerjugend und Rotes Kreuz sammelten oftmals gemeinsam.
In den folgenden Jahren verstärkten sich die Sammelaktivitäten rapide. Jährlich gab es von April bis August fünf Hauslistensammlungen und zwei Reichsstraßensammlungen. In der Regel richteten sich diese Sammlungen an Erwachsene, die aufgefordert wurden, Geld zu spenden. Doch es wurde beileibe nicht nur Geld gesammelt und zum Sammeln aufgefordert wurden auch Kinder:
„Vor allem Sammeln war Gebot der Kriegswirtschaft. Wie ein Heer Ameisen trippelten die Kinder los und schleppten alles davon, was für den Krieg nutzbar gemacht werden konnte. ‚Pimpfe‘ und ‚Jungmädel‘ sammelten tonnenweise Teekräuter und Heilpflanzen und deckten damit fast den gesamten Bedarf der Pharmaindustrie im Krieg. Sie klaubten Fallobst, Pilze, Beeren, Bucheckern, um die Ernährung zu sichern, und fahndeten nach Kartoffelkäfern. Zum Teil nahm diese Sammelleidenschaft schon groteske Züge an. Die Kinder zogen von Tür zu Tür, um nicht nur Altmaterial wie Papier, Metall, Glas, Leder und Knochen für die Rüstungsproduktion einzufordern, sondern auch, um Frauen dazu anzu- halten, ihre ausgekämmten Haare aus den Bürsten zu picken: Der ‚edle‘ Rohstoff diente der Herstellung von Wärmeschutzkleidung für U-Boot-Fahrer.“206
Die blauen Verwendungskarten geben Auskunft darüber, wer im Altkreis Gelnhausen an Sammelaktionen teilnahm.