Page 129 - „Helft-uns-helfen!“

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Aus dieser Zeit stammt das Foto aus Wiesbaden. Ganz links im Bild sitzt sie in der ersten Reihe. Sowohl beim Sterbefall eines Rot-Kreuz-Mitgliedes als auch am ‚Heldengedenk- tag‘ am Krieger-Denkmal in Bieber musste Frau Bindseil mit Gedenkworten im Namen des Deutschen Roten Kreuzes einen Kranz mit Schleife niederlegen.
Zu ihrem Aufgabenbereich gehörten selbstverständlich auch Alten- und Krankenbesuche. Da nahm die Mutter ihr kleines Töchterchen Erika stets mit. Sie hatte ein Körbchen am Arm mit ‚Liebesgaben‘ wie es hieß, nichts Großartiges, sie verschenkte Blümchen, Erdbeeren, Obstsaft und evtl. ein Stückchen Kuchen.
Einmal sollte sie mit ihrer Mutter zu einem ‚Veteran‘ am Bieberer Schmelzweg mitgehen, der den Krieg 1870/71 mitgemacht hatte und vom Kanonendonner schwerhörig war. Sie musste ihm ganz nahe ins Ohr singen: ‚Lieber goldner Sonnenschein, komm in unsere Herzen ...‘ Eine Freudenträne quoll aus seinen alten, müde gewordenen Augen.
Großeinsatz herrschte, als die ersten Ausgebombten von Frankfurt in Gelnhausen das Spessart-Bähnchen bevölkerten, um in den sicheren Biebergrund zu gelangen. Da war wieder Frau Bindseil und das Rote Kreuz Hauptansprechpartner. Die NSV ‚machte Quar- tier‘, wohin die Ausgebombten zwangsweise eingewiesen werden sollten.
Ebenso erging es den Flüchtlingen aus der Tschechoslowakei. Frau Bindseil kochte mit Rot-Kreuz-Helferinnen Eintopf-Mahlzeiten im großen Kessel in der Bieberer Schule, in der auch Lager eingerichtet wurden, bis alle in den Häusern unterkamen.
So vergingen Jahrzehnte und Frau Bindseil wurde älter. Für ihren tatkräftigen und liebevollen Einsatz erhielt sie als Ehrenvorsitzende des DRK Ortsverband Bieber die silberne und golde- ne Ehrennadel und das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes in einer Feierstunde.
Sie durfte noch ihren 80. Geburtstag feiern und starb im Jahre 1978, 82-jährig. [...]
Ja, sie durfte in ihrer bescheidenen, liebenswerten Art ein Kapitel Dorfgeschichte vom Biebergrund mitschreiben und mitprägen.“198