Page 128 - „Helft-uns-helfen!“
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 ✚ Gertrud Bindseil (erste Reihe, links) auf einem Fortbildungskurs in Wiesbaden
(Foto: privat)
Ihre Tochter Erika Bouchal-Bindseil erinnert sich an ihre Mutter:
„Eine engagierte Förderin des Roten Kreuzes im Biebergrund war Frau Gertrud Bindseil, geboren 1896 in Rengsdorf, Kreis Neuwied am Rhein, verheiratet gewesen mit Forstmeister Walter Bindseil, eingezogen ins Forstamt Bieber 1926, daselbst 3 Kinder geboren, Gert, Erika und Horst.
Zu jener Zeit war Kassierer und Vorsitzender des Vaterländischen Frauenvereins Pfarrer Ludwig Schlott, der nach Niederrodenbach versetzt wurde und der jungen, fröhlichen Forstmannsgattin die Frauengruppe übergab. Der Bezirk umfasste Bieber, Gassen, Röhrig, Burgberg, Roßbach, Lanzingen, Niederhof, Breitenborn und Lützel.
Dieser Verein ging Anfang der Dreißiger Jahre ins Deutsche Rote Kreuz über. Die erste Rotkreuz-Krankenschwester in Bieber war Irmgard Duzik, dann Alice Pauluschat und später Schwester Toni Köhler, die am längsten im Biebergrund gewirkt hat, zu- nächst mit Fahrrad und dann erhielt sie ein Motorrad, um schneller in die entlege- nen Gehöfte zu kommen. Das Gehalt der Rot-Kreuz-Schwestern damals war gering. Sonntags wurden sie meistens zum Mit- tagessen ins Forstamt eingeladen. Dieses hatte 13 Zimmer. Eins davon wurde für die monatlichen Zusammenkünfte bereitge- stellt. Die Gruppenstunden hielt meistens
Frau Bindseil. Die Kinder hörten aufmerksam die Gesänge, die stark ans ‚Dritte Reich‘ an- gelehnt werden sollten: ‚Nur der Freiheit gehört unser Leben ...‘ mit dem Refrain ‚Freiheit ist das Feuer, ist der helle Schein, solange es noch lodert, ist die Welt nicht klein‘ oder ‚Auf hebt unsere Fahnen in den frischen Morgenwind ...‘
Frau Bindseil arbeitete stets ein Thema aus für die Nachmittage, worüber dann diskutiert wurde. Während des Krieges wurden dabei Strümpfe für die Soldaten an der Front gestrickt. Außer diesen Mitgliederversammlungen des Deutschen Rote Kreuzes in Bieber existierte schon sehr früh eine Bereitschaftsgruppe, die besonders in ‚Erster Hilfe‘ ausgebildet war [...]. Frau Bindseil musste selbst auch einige Male Fortbildungskurse machen.
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