Page 14 - „Helft-uns-helfen!“
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Die Akten stammen aus dem Archiv des Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern. Wo werden sie aufbewahrt? Wie werden sie gelagert? Wer darf Einsicht nehmen?
Alle Akten sind auf spezielle Archivbügel geheftet und nach Namen sortiert in Archivkästen gelagert. Manchmal ist die Zuordnung etwas schwierig, wenn Frauen ihren Namen geändert haben, zum Beispiel durch eine Heirat oder weil sie verwitwet waren und neu geheiratet haben. Da gibt es dann manchmal auch doppelte Akten. Manche Akten sind sehr aus- führlich, in anderen ist wenig über die betreffende Person zu erfahren. In einigen Akten gibt es nur eine einzige Karteikarte, in anderen sind sogar persönliche Briefe archiviert. Warum die Aktenführung so unterschiedlich war, ist für mich nicht erkennbar.
Die Akten werden in den Räumlichkeiten des DRK-Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern aufbewahrt. Nach Absprache kann jeder, der sich dafür interessiert, Einsicht nehmen.
Was ist der Hauptunterschied zwischen den Akten, die Sie ausgewertet haben, und den Personalakten, die Unternehmen heute anlegen?
Die Schwesternakten sind größtenteils standardisiert. Es gab für jede Rotkreuzhelferin zwei orangefarbene Karteikarten: Eine wurde in Gelnhausen aufbewahrt, die andere im Ortsverein. Die vorgedruckte Karteikarte wurde ausgefüllt und die persönlichen Daten wurden erfasst. Darüber hinaus wurden Ausbildungen und spezielle Fähigkeiten wie etwa Sprachkenntnisse vermerkt. Beigefügt waren außerdem handgeschriebene Lebensläufe und amtsärztliche Un- tersuchungsergebnisse. Manche Akten enthalten auch Postkarten und Beurteilungsbogen aus den Lazaretten. Einige Karteikarten wurden akribisch ausgefüllt. Passbilder gibt es nicht in jeder Akte. Es war wohl standardmäßig vorgesehen, ein Passbild auf der orangefarbenen Karte aufzukleben. Allerdings war es schwierig, Passbilder machen zu lassen. Dafür muss- te man in die Stadt fahren. Vom Grundsatz her ist also der Aufbau der Schwesternakten durchaus mit einer modernen Personalakte vergleichbar. Allerdings bleibt die Frage offen, warum in manchen Akten so viele Informationen enthalten sind und in anderen so wenig.
Was ist Ihnen aufgefallen, wenn Sie an die Sprache, den Stil oder die Schrift denken? Sie haben in einem Interview für eine Zeitung davon gesprochen, wie schwer die Schrift manchmal zu lesen ist. Welchen anderen Herausforderungen mussten Sie sich stellen?
Die Schriften sind sehr unterschiedlich, manchmal sehr gut lesbar, dann wieder sehr schwer zu entziffern. Oft wurde Sütterlin verwendet. Die Lebensläufe sind alle ähnlich aufgebaut, dadurch fällt es leichter, sich zurechtzufinden. Ich habe mir eine Tabelle mit Buchstaben in Sütterlin ausgedruckt und an die Schriften gelegt, um in Einzelfällen herauszufinden, um welche Buchstaben es sich handelt. Die Sprache ist anders als heute, es werden andere
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