Page 174 - „Helft-uns-helfen!“
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Ingeborg Ochsenknecht beschreibt die Abenteuerlust der jungen Frauen:
„Wie albern wir doch waren! Unser erstes Kriegslazarett betrat ein laut kicherndes Mäd- chengeschwader aus Zwanzigjährigen, die allesamt auf ihr großes Abenteuer gespannt waren. Doch wir bemühten uns, erwachsen zu wirken und Haltung zu bewahren.“311
Doch auch rein pragmatische Gründe spielten für den Beitritt zum DRK eine Rolle, wie Riesenberger treffend zusammenfasst:
„Noch einmal soll aber daran erinnert werden, dass zahlreiche Männer und Frauen nur des- halb dem Roten Kreuz beitraten, weil sie damit dem Druck ausweichen konnten, in einer der zahlreichen Gliederungen der Partei eintreten zu müssen. Manche Frauen schlossen sich aber auch deshalb dem Roten Kreuz an, weil sie der Verpflichtung zur Fabrikarbeit entgehen wollten.“312
Ursula Brezoskowski beispielsweise kam als „Totalfliegergeschädigte“ von Dortmund nach Bad Orb. „Da man mir eine Tätigkeit gab, die mir nicht zusagt, möchte ich gerne als DRK-Helferin tätig sein.“313 Sie meint damit den Arbeitsdienst.
„Eltern tot, so war ich gezwungen in die Fremde zu gehen.“
Lydia Bohlender, geborene Dautel, aus Bad Wimpfen (*1920), wohnhaft in Roth
Einsatzwünsche
Doch nicht jede Schwesternhelferin war mit ihrem Einsatz zufrieden. Christine (Christel) Nordt aus Bieber, die zunächst im Reservelazarett Bad Orb arbeitete, wurde am 7. Dezem- ber 1944 ins Luftwaffenlazarett Gotha, Sanitätsstaffel versetzt. In einem Brief an Gertrud Thiele beklagte sie sich am 25. Januar 1945 über ihren Einsatz:
„Denn wie jetzt die Kriegslage steht, möchte ich gerne etwas anderes tun als wie Flakwaf- fe-Helferinnen pflegen, ich glaube, in einem Lazarett wäre man angebrachter. Wie ich heute hörte, werden ja alle Lazarette im Osten aufgelöst und kommen immer näher. Da möchte ich gerne anders eingesetzt werden. Würden Sie mir bitte sofort Nachricht geben. Durch einen Austausch ist es möglich, hier wegzukommen.“314
Gertrud Thiele antwortete ihr im Februar:
„Ich glaube, dass es nicht leicht ist, Flakwaffenhelferinnen zu pflegen, sie sind bestimmt launenhafter als die Soldaten, aber im Moment sind die Gesamtverhältnisse so schwer, sodass viele Menschen an einem Platz ihre Pflicht tun müssen, auch wenn es sie nicht sehr
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