Page 181 - „Helft-uns-helfen!“
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die Autos anhält, keines fährt nach unsrer Richtung. Fremde Leute, die ich nach dem Be- schuß von Gelnhausen befrage, erzählen, daß der Hess. Hof abgebrannt sei. Da weiß ich, daß auch unser Haus hat untergehen müssen und mein Herz krampft sich in bitterstem Schmerz zusammen. Wie mag es meinen Lieben ergangen sein! Von Christel Sommer, der mit seinem Bierauto vorüberfährt und mich mitnimmt, erfahre ich dann unser schweres Geschick. Das Haus liegt in Schutt und Asche und unsre liebe Mama hat für immer ihre Augen geschlossen. Was für ein trauriges Heimkommen für mich! Christel bringt mich erst zu meiner Familie nach Somborn, wo ich nach 5-tägiger Fahrt das erste Warme zu mir neh- me, und fährt mich dann zu seiner Mutter nach Gelnhausen. Elisabeth und Marie, die drau- ßen am Stadtrand wohnen, werden benachrichtigt, Marie kommt, [um] mich zu holen.“329
Suchdienst
In Deutschland gab es elf Millionen Kriegsgefangene und 13 Millionen Heimatvertriebene. Jeder vierte Deutsche war ein Suchender oder ein Gesuchter.330 Das DRK betreibt seit 1945 einen Suchdienst mit zwei Zentralen in Hamburg und München.
Vorbild für den Aufbau des Suchdienstes waren Nach- forschungsagenturen des In- ternationalen Komitees von 1870 und 1914. Bei einer An- frage wurden eine Stammkar- te mit den Personalien des Suchenden und eine Such- karte mit den Daten des Ge- suchten angelegt und in die zentrale Namenskartei in München einsortiert.331 Star- tete der Gesuchte selbst eine Anfrage, begegneten sich die Stamm- und die Suchkarte. Zudem wurden Kriegsgefan- gene nach ihrer Rückkehr von Rotkreuzkräften nach ihren Kameraden befragt.
✚ Stamm- und Such- karte für vermisste Deutsche. Mithilfe dieser Karten gelang es dem Suchdienst des Roten Kreuzes, durch die Kriegswirren ge- trennte Familien wieder zusammenzuführen. (Abbildung: privat)
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