Page 180 - „Helft-uns-helfen!“
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 ✚ Das Rote Kreuz orga- nisierte nach dem Krieg die Übergabe von Pa- keten für Soldaten, die sich in französischer Kriegsgefangenschaft befanden.
(Abbildung: Archiv des DRK-Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern)
schen. Daraufhin zog ich mich schnell an, rannte zu Alma Horst und dann sind wir schnell zum Bahnhof. Dort angekommen, bot sich uns ein schreckliches Bild. Die deutschen Sol- daten waren aus ihren Zügen ausgestiegen und hatten dringend ihre Notdurft verrichtet, denn die meisten von ihnen hatten Typhus und dadurch bedingt Durchfall. Wir durften ihnen natürlich nichts geben, weil sie ja eh nichts bei sich behalten konnten, aber die Soldaten bettelten uns trotzdem an. Nach einer kurzen Pause sind dann die Soldaten wieder in den Zug und weiter nach Westen gefahren.“327
Gefangenschaft und Rückkehr
Viele Soldaten gerieten in Gefangenschaft und kehrten bisweilen erst Jahre später zu ihren Familien zurück, die letzten im Jahr 1956. Auch einige der Rotkreuz- ler waren in Gefangenschaft und kamen erst nach Kriegsende zurück. Eine Frau vom Mutterhaus der Schwesternschaft vom Roten Kreuz Frankfurt am Main von 1866 e. V. geriet in Gefangenschaft, zwei starben im Krieg oder wurden getötet. Vom Mutterhaus Frankfurt/Maingau gerie- ten elf Frauen in Gefangenschaft und zwei starben im Krieg oder wurden getötet.328
Am Ende ihrer Reise und kurz vor dem Ziel musste Eleonore Kalbfleisch noch einmal alle Kräfte mobilisieren:
„Da heißt es, der Zug hält überhaupt nicht in Hanau Hauptbhf. Oh du liebe Zeit, nun muß ich ja wieder raus und zwischen den Schienensträngen trage ich Stück für Stück meines Gepäcks etappenweise vorwärts. Bald am Ende meiner Reise, hätte ich am liebsten alles von mir geworfen, denn ich war auch am Ende meiner Kraft. Von Tür zu Tür gehe ich und frage nach einem Handwagen, daß ich meine Sachen an die Straße fahren kann. Doch die Menschen sind so hart geworden. Endlich am letzten Haus erbarmt sich ein älteres Ehepaar meiner. Ich bekomme eine Tasse Kaffee und ein Stück Brot. Der Mann fährt mir für Geld und Zigaretten mein Gepäck hinauf zur Hauptstraße. Ich stehe schon 4 Stunden bei glühendster Hitze auf der Brücke über Wolfgang, aber so oft auch der amerik. Posten
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