Page 208 - „Helft-uns-helfen!“
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  ✚ Hilde Ries, geborene Kreuter, erblickte am 7. April 1924 in Gelnhau- sen das Licht der Welt. Nach der Volksschule war sie bei der Kreisver- waltung als Stenotypistin beschäftigt. Dort arbeite- te sie bis zu ihrer Heirat 1946. Im Jahr 1943 trat sie ins Rote Kreuz ein und absolvierte sofort einen Erste-Hilfe-Kurs. Nach Abschluss des Kurses und ihrer Prüfung war sie dann Rotkreuz- helferin.
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Ich erinnere mich auch noch genau an die Szene, als mindestens 40 US-Soldaten sehr ungestüm in mein Elternhaus eindrangen und alles in Unordnung brach- ten. Mein Vater, der schon den Ersten Weltkrieg nur als Kriegsversehrter überstanden hatte, war deswegen sehr durcheinander und weinte, als er hörte, dass auch ich zu einem Einsatz sollte. Dabei muss man wissen, dass zu dieser Zeit einer meiner Brüder in Russland vermisst wurde und sich ein anderer im Westen in Kriegsgefan- genschaft befand.
Doch als meine jüngere Schwester, die wunderbar sin- gen konnte, anfing, ein Lied anzustimmen, wurde es plötzlich ruhig. Die Amerikaner waren so gerührt von dem Gesang, dass sie die Kleine mit Geschenken und Schokolade überhäuften. So nahm diese zunächst un- erfreuliche Begebenheit noch ein gutes Ende.
Hilde Ries:
In Erwartung größerer Eisenbahntransporte deutscher Kriegsgefangener fuhr ich im April 1945 mit einem Fahrer der Firma Merz und Lang durch die Dörfer rings um Gelnhausen und sammelte Lebensmittel, um die durchfahrenden Soldaten an unserem Bahnhof ver- sorgen zu können.
Die Bürgermeister der einzelnen Orte hatten die Ein- wohner zuvor über unser Vorhaben informiert, sodass wir nur noch aufzuladen brauchten, was für die durch- fahrenden deutschen Soldaten abgegeben worden war. Die Bevölkerung zeigte sich sehr gebefreudig, sodass wir viel für unsere Kriegsgefangenen zusammentragen und mitnehmen konnten.
Elisabeth Vormwald:
Dass wir überhaupt die Erlaubnis erhielten, deutsche Soldaten am Gelnhäuser Bahnhof zu versorgen, haben wir hauptsächlich dem US-Gesundheitsoffizier Mr. Wolfe zu verdan- ken. Er war Arzt und sorgte dafür, dass die Züge hier kurz halten konnten, um Nahrung
 

























































































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