Page 35 - „Helft-uns-helfen!“
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Von der Machtergreifung der National- sozialisten 1933 bis zur Umgestaltung der Bereitschaften 1937
Im Gleichschritt mit der NSDAP
Im Jahr 1933 wurde Hitler von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Im Altkreis erzielte die NSDAP bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 in der Stadt Gelnhausen 57,1 Prozent der Stimmen, im Kreis 47,5 Prozent. Der Durchschnitt im Deut- schen Reich lag bei 43,9 Prozent.36 Kurz nach Hitlers Regierungsantritt am 30. Januar 1933 wurde mit der „Gleichschaltung“ begonnen. Das Rote Kreuz war mit fast 1,4 Millionen Mitgliedern, die sich auf über 8.000 örtliche Rotkreuzvereine und Kolonnen verteilten, eine der größten Vereinigungen zu dieser Zeit.37 Der Präsident des Roten Kreuzes, Joachim von Winterfeldt, meldete im Mai 1933:
„Im Namen dieser 1,5 Millionen Männer und Frauen vom Deutschen Roten Kreuz erkläre ich die unbedingte Bereitschaft, uns Ihrer Führung zu unterstellen und Ihnen zu folgen.“38
Deutschland trat umgehend aus dem Völkerbund aus, blieb jedoch bis Kriegsende in der weltweiten Rotkreuzgemeinschaft.39 Im November 1933 wurde Winterfeldt durch Carl-Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha ersetzt. Dessen Stellvertreter war Paul Hocheisen, Generalinspekteur des Sanitätswesens der Sturmabteilung (SA) und der Schutzstaffel (SS) und Reichstagsabgeordneter der NSDAP.40
Am Sonntag, dem 11. Juni 1933, fand im gesamten damaligen Deutschen Reich unter dem Motto „Bereitsein ist alles!“ der „Rote-Kreuz-Tag“ statt. In Berlin wurde dieser Tag mit einem Umzug der Schwestern und Sanitäter gefeiert, im Anschluss gab es eine große Kundgebung im Lustgarten, bei der Reichsminister Hermann Göring eine Rede hielt.41 In Gelnhausen gab es nach dem Sonntagsgottesdienst ein Platzkonzert auf dem Untermarkt. Die Kinzig-Wacht, die Tageszeitung der NSDAP für Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern, beschrieb die vielfältigen Aufgaben des Roten Kreuzes und rief die Bevölkerung auf: „Mögen sich alle Dankschuldigen am Rotkreuztag um ihre große Wohltäterin versammeln und ihr durch eine Spende helfen, daß sie weiter helfen kann! Denn einmal im Jahre nimmt das Rote Kreuz Dank und Anerkennung für sich in Anspruch – um ihn selbstlos in neuen Segen für die umzuwandeln, die seiner in Not und Hilflosigkeit bedürfen.“42
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