Page 141 - „Helft-uns-helfen!“
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Zu Amputationen kam es auch aufgrund von Erfrierungen, wie Eleonore Kalbfleisch am Jahresende 1941 ihrem Tagebuch anvertraut: „Während der Feiertage haben wir mehr zu tun denn je. Wir gönnen uns nur ein Stündchen zu einer Tasse Kaffee am 1. Feiertag. Am 2. Feiertag muß ich nachmittags 2 Std. Erfrierungen verbinden und kann bei dem Ab- schiedskaffee für Stabsarzt Hornung nicht dabei sein. Der Kampf geht weiter. Ich habe ja so schwere Fälle durch die Erfrierungen. Am 31. werden sie endlich zur Amputation nach Haus IV verlegt.“226
Viele Patienten überlebten ihre Verletzungen nicht, starben und wurden auf Soldatenfried- höfen in der Nähe beerdigt. An manchen Beerdigungen nahmen auch die Schwesternhel- ferinnen teil. So schrieb Eleonore Kalbfleisch am 29. August 1941 in ihr Tagebuch: „Mittags mit dem Auto auf den Soldatenfriedhof gefahren zur Beerdigung eines Soldaten von uns, der 3., der bei uns an Ruhr gestorben ist.“227
Einsatzgebiete und Arbeitsbedingungen: Unterschiede zwischen West und Ost
Grundsätzlich muss zwischen Einsätzen im Westen und solchen im Osten unterschieden werden. Die Arbeitsbedingungen waren je nach Einsatzgebiet sehr unterschiedlich. Bei den Einsätzen im Westen soll „die Arbeit der Krankenpflege in durchaus akzeptablen hygieni- schen Verhältnissen ähnlich denen in der Heimat“228 durchgeführt worden sein.
Die Einsätze waren physisch und psychisch extrem belastend und forderten die DRK-Kräfte aufs Äußerste. Nach Gefechten wurde eine große Zahl oft nur notdürftig verbundener Sol- daten ins Lazarett eingeliefert. Da die Ärzte in den Operationssälen tätig waren, entschie- den meist die Schwesternhelferinnen über die Reihenfolge der Behandlungen und somit über Leben und Tod. Bei Einsätzen auf den Hauptverbandsplätzen oder in Feldlazaretten durfte man sich nicht von „Geschützdonner, Artilleriefeuer, Heckenschützen und nahen Bränden ablenken lassen.“229 Im Osten kamen im Winter Erfrierungen hinzu. Ab August 1941 wurden neben ausgebildeten Schwestern auch Hilfsschwestern eingesetzt.230 Diese waren im Vergleich zu den Schwestern schlechter ausgebildet.
„Insbesondere die im Osten herrschenden strengen Wintertemperaturen mit bis zu minus 45 Grad strapazierten die Schwestern, Lazarette wurden in primitiven oder zerschosse- nen Notunterkünften ohne jede Infrastruktur untergebracht, Seuchen – vor allem Cholera, Diphtherie und die durch Läuse übertragenen Fleckfiebererkrankungen – waren infolgedes- sen an der Tagesordnung. Anders als im schnell eroberten Westen Europas bedeuteten
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