Page 149 - „Helft-uns-helfen!“
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✚ Blick auf Smolensk nach der Eroberung durch die Wehrmacht im Sommer 1941 (Foto: Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt)
werden. Nach den Eintragungen in ihrem Tagebuch hat Eleonore Kalbfleisch die erste Fleckfieberspritze bereits am 24. Februar 1942 bekommen.250
Dieser Tag muss ihr auch aus einem anderen Grund im Gedächtnis geblieben sein:
„24. Februar 1942 Alle Patienten sind entlassen worden; denn es kam der Befehl, Kriegs- lazarett 907 zu einem Leichtkranken-Kr.Laz. umzustellen + zwar ohne Schwestern. Wir sind alle sehr unglücklich darüber. Dr. Stuhs + Schw. Helene sind an Fleckfieber erkrankt + nach Nisskaricha gekommen. Gestern + heute hatten wir frei, um unsre Sachen zu rich- ten; denn wir werden jetzt in andere Lazarette abkommandiert, zur Arbeit heute Mittag ist uns nun eröffnet worden, dass Gertrud, Annemarie, ich, Erna und Friedel, das sind alle, die schon 2 Spritzen haben, ins Fleckfieberlazarett Nisskaricha zur Arbeit müssen. Wir sind ganz deprimiert. Dort sind wir ganz isoliert, es soll 15 km von hier entfernt liegen. [...] Wir alle hoffen sehnlichst, dass es nicht von langer Dauer sein möge.“251
Das Seuchenlazarett in Nisskaricha wurde in einer ehemaligen „Irrenanstalt“ errichtet, die aus fünf großen Gebäuden bestand. Tewes beschreibt die dortigen Bedingungen:
„Das Fleckfieber breitete sich oftmals in den verwanzten und verlausten Lazaretten schnell aus. Die Patienten hatten Flecken am ganzen Körper, die so groß waren wie der Kopf einer Stecknadel. Viele Kranke starben unter hohen Fieberschüben. Sie verließen ihr Bett, liefen im Wahn umher und wussten nicht, was sie taten. Sie meinten, das Rufen von Stimmen zu hören, vielleicht ihrer Mutter, und fanden keine Beruhigung mehr. Zwei Schwestern des
 



























































































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