Page 171 - „Helft-uns-helfen!“
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In den Mutterhäusern selbst herrschten strenge Regeln:
„Im Mutterhaus war alles genau reglementiert. Die Privatpost wurde gelesen, ohne Erlaub- nis durfte niemand das Haus verlassen, nicht mal, um im nahe gelegenen Laden eine Rolle Garn zu kaufen. Die Oberin musste immer Bescheid wissen, wo wir uns in unseren freien Stunden aufhielten, und mit wem. Wer nicht verheiratet oder verlobt war, durfte nicht mit Männern ausgehen, Schminke und Schmuck waren weder im Dienst noch in der Freizeit erlaubt, Kleidung und Betragen hatten in jeder Sekunde tadellos zu sein und so weiter.“306
Auch im Altkreis Gelnhausen wurde auf die Einhaltung von Regeln großen Wert gelegt. Dina Kohl, die im Reservelaza- rett Hanau I arbeitete, wurde darauf hingewiesen, keine Ohrringe im Dienst zu tragen, und musste „den Vollzug schriftlich bestätigen“.
Doris Caspar schließlich wurde schrift- lich an den korrekten Sitz der Dienst- kleidung erinnert:
„Ich erinnere an die vorschriftsmässige Haarfrisur und Sitz der Haube!“307
Doch nicht nur auf Äußerlichkeiten wur- de Wert gelegt, auch gepflegte Um- gangsformen sowie die „Haltung“ wa- ren für Rotkreuzkräfte wichtig.
„Die DRK-Helf. Käthe Köhler befindet sich seit 11.8.44 zur Vorschulung für VE in Herms- dorf. Die Helf. zeigt bei mäßiger Intelligenz und hilfsbereitem, einsatzfreudigem Wesen noch große Mängel bezgl. der äußeren und inneren Haltung. Disziplin ist trotz eifriger Bemühung für sie noch ein fremder Begriff.“308
✚ Brief von Gertrud Thiele an Doris Caspar (Abbildung: Archiv des DRK-Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern)
  

























































































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