Page 23 - „Helft-uns-helfen!“
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Die Frau im 20. Jahrhundert
Schulbildung und Berufswahl
Nur wenige Frauen erlernten einen Beruf. Oft halfen sie bis zu ihrer Verheiratung als „Haus- tochter“ in der elterlichen Landwirtschaft oder im Haushalt mit. Die Erwerbstätigkeit war zumeist nur eine kurze Etappe bis zur Heirat und der sich anschließenden eigenen Haus- haltsführung und Kindererziehung. War das Geld in der Familie knapp, waren die Frau- en oftmals gezwungen, sich als ungelernte Arbeiterin in der Zigarrenproduktion oder als Hausgehilfin/Hausangestellte ein Zubrot zu verdienen. Wer einen Beruf erlernen durfte, ergriff oft einen „frauentypischen“ Beruf wie Schneiderin oder Kinderpflegerin. Das aktive und das passive Wahlrecht erhielten Frauen erst 1919. 1936 machten im Deutschen Reich nur fünf Prozent der Frauen das Abitur oder besuchten die Oberschule, etwa drei Prozent die Mittelschule und der größte Teil von ihnen, nämlich rund 92 Prozent, die Volksschule.4
In Bad Orb engagierten sich einige Frauen, die vom Kurbetrieb lebten, beim Roten Kreuz, wie Pensionsinhaberin Helene Engel ( * 1906) und die beiden „Brunnenfräulein“ Rosa Fass- nacht (*1899) und Rosa Kleespies (*1917). Die Brunnenfräulein füllten den Kurgästen die Gläser mit dem gesundheitsfördernden Brunnenwasser, das als Trinkkur verschrieben wurde. Die beiden Badewärterinnen Mathilde Ihl (*1906) und Josefine Post (*1907) waren ebenfalls für das Rote Kreuz tätig. Auffällig ist, dass in Gelnhausen außergewöhnlich viele Lehrerinnen für das Rote Kreuz tätig waren: Lotti Hoffmann, geborene Kipp (*1905), die Studienassessorin Dr. Gertrud Jäger (*1912), die Lehrerin Eva Kläbe (*1896), die Studi- enassessorin Maria Ranker (*1913), die Volksschullehrerin Luise Schien (*1892) und die Studienassessorin Lieselotte Stückrath (*1914) aus Kassel.
Das Frauenbild des Nationalsozialismus
Im nationalsozialistischen Weltbild war die Hauptaufgabe der Frau ihre Funktion als Ehefrau und Mutter – sie sollte möglichst viel Nachwuchs bekommen.
„Den ersten, besten und ihr gemäßesten Platz hat die Frau in der Familie, und die wun- derbarste Aufgabe, die sie erfüllen kann, ist die, ihrem Land und Volk Kinder zu schenken. Wenn die Familie die Kraftquelle des Volkes darstellt, dann ist die Frau ihr Kern und ihr be- wegendes Zentrum. Im Dienst des Volksganzen kann die Frau am ehesten in der Ehe, in der Familie und in der Mutterschaft sich ihrer hohen Sendung bewußt werden.“5
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